Wadenbrenner Ahorn

Kai's Zillertalphotos 003Der Ahorn ist einer der Hausberge von Mayrhofen. Wir sehen diesen Berg jeden Tag und er ragt steil nach oben. Gleich am Anfang haben Amanda und ich uns angesehen und erst einmal davon Abstand genommen, diese schroffen Hänge nach oben steigen zu wollen. Doch jetzt ein paar Tage später sieht die Welt ganz anders aus.

Auch wenn wir gerne Wandern, erreichen wir ebenso gerne unser Ziel. Seit unserer Rastkogeltour ist aber der Wurm drin. Unser Wanderführer schreibt über den Ahorn, dass es vor allen Dingen eine Frage der Kondition ist, ihn zu besteigen. Aus unserer Kaffeefahrt mit der Bergbahn wissen wir, die Strecke sieht gut aus und kein Schnee und kein Steinschlag wird uns aufhalten. Das klingt gut.

Die Sache mit der Kondition werden wir einen Test unterziehen.

Flurnamenweg 006Eben jene Kondition sollte am bisher heißesten Tag des Jahres auf einen schweren Prüfstand gestellt werden. Morgens um 9:00 Uhr war es noch einigermaßen erträglich, aber je höher wir kamen, je dünner die Luft wurde und desto heißer es wurde, desto mehr fühlten wir uns geprüft. In der ersten Stunde hatte ich das Gefühl, als würden ständig meine Waden überstreckt. Später hat sich mein Körper daran gewöhnt und ich spüre nur noch die Anstrengung, ständig scharf bergauf zu steigen. Aber was soll’s? Unser Ziel wird uns entschädigen.

Kai's Zillertalphotos 005Als Wanderer lassen wir uns gerne von der Bergbahn in luftige Höhen tragen, um von dort aus noch höher gelegene Ziele zu erreichen. So fängt die Tour gleich mit einem “Knall” an. Aber der Aufstieg vom Tal hat seinen besonderen Reiz. Denn die Vegetation verändert sich mit den verschiedenen Höhenlagen und beim Aufstieg erlebst Du es hautnah mit.

Auch die Aussicht ist anders. Du weißt sie anders zu schätzen. Jeder Höhenmeter ist Deine Leistung. Es ist, als würde man ständig für seine Mühen belohnt.

Mit anderen Worten: Auch wenn wir bei diesem Aufstieg viele Kräfte ließen und der Schweiß uns in Strömen herunterlief, war all das nichts im Vergleich zu diesem tollen Erlebnis.

Oben an der Gipfelstation gönnten wir uns einen leckeren Salat und Tiroler Joghurt mit Früchten, lecker!

Kai's Zillertalphotos 006Ich bin hin und her gerissen, ob ich diese Tour empfehlen soll. Es ist wohl Geschmackssache. Generell bietet der Aufstieg viele schöne Ansichten für die Kamera. Doch wer hat ein Auge dafür, wenn Deine Waden ständig vor sich hin maulen? Wenn Du Dich selbst überwinden willst, dann ist der Ahornaufstieg genau richtig für Dich.

Die Wandertipps unseres Hotels raten dazu, diese Tour in die umgekehrte Richtung von der Seilbahnstation zu laufen. Das mag weniger anstrengend sein, aber bei dieser Steigung ständig bergab? Da legen am Ende die Knie und Fußsohlen einen Zillertaler Jodler hin.

Kai's Zillertalphotos 051Beim Aufstieg kamen uns einige Wanderer entgegen. Ein bisschen haben wir sie beneidet, wie sie uns frisch duftend ohne einen Tropfen Schweiß auf der Stirn passierten. Manche hatten noch nicht einmal richtige Wanderschuhe an. Aber jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, spüre ich nur den Stolz, es von 633 Höhenmeter auf knapp 2.000 Meter geschafft zu haben. Frischer Geruch wird vielleicht überschätzt.

Mit einem Paar aus (vielleicht) Thüringen kamen wir näher ins Gespräch. “Es ist schon noch ein Stück nach oben”, meinte er mit einem Salz und Pfeffer-Vollbart. “Wir sind schon gut eine Dreiviertelstunde unterwegs. Raufzu’s brauchen Sie bestimmt das Doppelte!” Das klang zwar nicht ermutigend, trotzdem meinte ich, “jetzt sind wir schon so hoch gestiegen, den Rest schaffen wir auch noch.” “Was? Von dort unten aus dem Tal sind Sie hochgestiegen? Sie haben meinen vollen Respekt!” Ach, es ist doch schön, wenn auch andere Deine Leistung zu schätzen wissen.

WP_20130617_002

Zu dem Zeitpunkt konnten wir es noch nicht wissen, aber wir würden den beiden Thüringern noch einmal begegnen.

Der Zustand meiner Handrücken ist in ein neues Stadium getreten. Den ersten Teil des Ahorn-Aufstiegs trug ich keine Handschuhe, weil ich mich im Schatten des Waldes sicher wähnte. Später in der Sonne schlüpfte ich diszipliniert in sie hinein. Doch als ich sie in der Bergstation auszog, erlebte ich eine unangenehme Überraschung. Die Haut hatte große Blasen gebildet. Aus ästhetischen Gründen zeige ich keine Fotos davon. Denn meine Handrücken sehen aus, wie der Hintern einer Kröte.

Flurnamenweg 040Seit Jahren haben wir beim Wandern immer ein Medikit dabei. Dieses Mal konnte ich es zum ersten Mal richtig einsetzen. Damit die übrigen Gäste im Restaurant ob meines Anblicks ihr Essen nicht gleich wieder auf dem Tisch hatten, bandagierte ich meine Hände, nachdem ich etwas kühlendes Gel auftragen hatte.

Keine Sorge! Während ich diese Zeilen schreibe, geht es meinen beiden Krötenhintern schon viel besser. Irgendwie fangen sie an, mir so zu gefallen, wie sie jetzt sind. Ist doch mal was anderes. Quoook!